Ein spätrömisches Kastell und sein Umfeld -
Fortsetzung der Ausgrabungen in Submuntorium-Burghöfe: Originaltext Das Archäolog. Jahr in Bayern 2004 (S. 105-107)
Die diesjährige Lehr- und Forschungsbrabung des Instituts für Vor- und frühgeschichtliche Archäologie und provinzialrömische Archäologie der Universität München (Projektleitung Prof. Michael Mackensen) fand vom 26. Juli bis zum 24. September 2004 statt. Der Schwerpunkt der Kampagne lag im zentralen Bereich des Plateaus östlich des bekannten frühkaiserzeitlichen Auxiliarkastells. Hier sollten besonders die Bereiche nördlich der Grabungsflächen des Vorjahres untersucht werden, in denen sich weder im Luftbild noch im Magnetogramm deutliche Gebäudegrundrisse erkennen ließen (Abb. 109). Wenig östlich des jüngsten der 2003 festgestellten Wehrgräben konnten dabei neben der Fülle von Bebauungsspuren mehrer gewerbliche Öfen nachgewiesen werden. (Ab. 109,1). Die
Brennräume der in der Regel mehrphasigen Anlagen waren mit sekundär verwendeten Hypokaustziegeln ausgelegt, ihre teilweise auffällig langen Schürkanäle wiesen nach Süden. Nach Ausweis des Fundmaterial fällt der Betrieb dieser Einrichtungen in die spätkonstantinische Zeit (ca. 330-350 n.Chr.). Weiter im Osten war der spätrömische Laufhorizont deutlich stärker erodiert. Fundamentgräbchen und Pfostenlöcher ließen sich daher nur noch in Ausnahmefällen beobachten (Abb. 109,2). Die Fortsetzung eines bereits 2003 festgestellten, ehemals holzverschalten Drainagegrabens wurde auf 12 m Länge verfolgt, danach mündete er in eine tiefe Sickergrube. Er dürfte zur Entwässerung einer Straße gedient haben und enthielt reichhaltiges Fundmaterial aus dem zweiten Viertel des 4.Jhdt. Südlich des Drainagegrabens konnten die bereits erfassten Grundrisse mindestens zweier langrechteckiger Gebäude weiter verfolgt werden (Ab. 109,3). Die Nord-Süd orientierten Fachwerkbauten waren auf einer spätrömischen Planierschicht bzw. zur Plateaumitte hin unmittelbar auf dem gewachsenen Boden errichtet worden. Deutlich zeigten sich in der ehemaligen Planierung die nur schwach in den Boden eingetieften, mit zerkleinerten Wandputzbrocken ausgelegten Balkengräbchen ab. Bemerkenswert gut erhalten waren eine Herdstelle und ein daran anschließender mehrphasiger Estrichboden, die den südlichen Abschluß eines dieser Schwebebalkenbauten bildeten. Der Herd entspricht in seinem einfachen Aufbau aus einer wiederverwendeten Ziegelplatte und einem großen Kalksteinbrocken aus den letzten Grabungskampagnen bekannten Befunden. Die reltaiv regelmäßige und dichte Abfolge der Herdstellen könnte auf den militärischen Charakter der wohl zeitgleich mit den Ofenanlagen genutzen Gebäude hinweisen.
Einige der untersuchten Gruben erwiesen sich als frühkaiserzeitliche Keller eines Vicus vor dem Osttor des Auxiliarkastells, für die aufgrund spätrömischer Planierungen und moderner Erosion zur Plateaumitte hin ein zunehmender Substanzverlust konstatiert werden mußte. Ein nur noch knietief erhaltener Keller von 1,80 x 2,20 m zeigte deutliche Spuren einer Brandzerstörung. Diese Katastrophe läßt sich aufgrund des reichen Fundmaterials in seiner Verfüllung in die 80er Jahre des 1.Jhdt. datieren. Das Feuer scheint rasch auf weitere Gebäude übergegriffen zu haben, da auch in den vorangegangenen Kampagnen das Nutzungsende einiger mit fundreichem Brandschutt verfüllter Keller und Gruben dem späten 1. Jhdt. zugerechnet werden konnte.
Nicht ganz überraschend ist darüber hinaus der Nachweis spärlicher hochmittelterlicher Bebauung
des Ostplateaus in Form einiger Erdkeller und gewerblicher Ofenanlagen, die mit einer Hofstelle im Vorfeld der Burg vermutlich einem der vier schon 1270 erwähnten Burghöfe, zu verbinden sind.
Bereits 2001 war in zwei Sondageschnitten an der südöstlichsten Spornspitze die etwas 1,50 m breite Ausbruchsgrube eines Mauerfundamentes erkannt worden, dessen Fortsetzung nach Südwesten jedoch bereits der starken Hangerosion zum Opfer gefallen war ( Abb. 109,4). 2004 sollte nun die gegenüberliegende Situation am Prallhang zum Donautal geklärt werden. Zu unserer Überraschung war hier das Mauerfundament in opus caementicium noch fast 1m hoch erhalten (Abb. 110), an seiner Oberkante zeigten sich noch die Mörtelabdrücke großformatiger Steinblöcke, möglicherweise mittelkaiserzeitliche Spolien, die im Mittelalter ausgebrochen worden waren. Darüber hinaus gelang an dieser Stelle erstmals für die raetische Donaugrenze der Nachweis einer provisorischen Vorgängerbefestigung des späten 3. Jhdts., in Form eines Palisadengräbchens. Dieses wie auch das Mauerfundament bricht allerdings am Hang ohne den Ansatz einer Ecke ab, so daß für die Spornspitze sowohl im Nordosten als auch im Südwesten mit einem größeren Geländeverlust zu rechnen ist. Etwa in der Mitte des Vorburgareals erwies sich eine obertägig sichtbare Eintiefung nach Anlage eines Sondageschnittes, als Überrest eines hochmittelalterlichen Kalkbrennofens (Abb. 109,5). Im anschließenden Bereich der nordöstlichen Hangkante waren vermutlich wegen der starken Erosion des bis zur Mitte des 10. Jhdt. unbewaldeten Burgstalls keine Spuren römischer Befestigungsanlagen zu erkennen. Wie auch an der Spornspitze ließen sich an dieser Stelle großfläche Planierungsmaßnahmen der späteren mittleren Kaiserzeit nachweisen.
An dem von der Fritz Thyssen
Stiftung getragenen Forschungsprojekt sind das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und seit 2001 auch das Archäologische Institut der Universität zu Köln beteiligt. Darüber hinaus durften wir uns vielfältiger Unterstützung erfreuen, wofür ganz herzlich gedankt sei: Finanziell und logistisch griffen uns die Gemeinde Mertingen (Bürgermeister A. Lohner) und der Landkreis Donau-Ries (Landrat S. Rößle)) unter die Arme. Die Museumsfreunde Mertingen (A. Wunderer und F. Deininger) und die Firma Zott sorgten großzügig für das Wohl der Mannschaft. Ohne die uneigennützige Hilfe und das Verständnis der Grundeigentümer /Familien R. und H.P. Binger) wäre die Durchführung der Grabung allerdings nicht möglich gewesen.
Originaltext - gez. Sebastian Gairhos und Salvatore Ortisi.
Literaturquellen: